Vogls Kletter-Ausflug

Die Südamerika-Tour von Jürgen Schuler
(Februar bis Mai 2008)

So Leute, nun bin ich unterwegs am anderen Ende der Welt und will denen, die es interessiert, ein wenig erzählen, wie es mir geht und was ich in den Anden so alles erlebe.

 

  Meine Tour in Bildern

Wie alles begann ...

 

Nachdem ich im Frühjahr 2003 mit meinem Kumpel Thomas Scherzinger drei Monate in Südamerika unterwegs war (Reisebericht) habe ich ich mich Anfang 2006 entschlossen, eine weitere, längere Reise zu wagen. Eigentlich war Russland mein Ziel. Ich hatte schon angefangen russisch (nastrowje = prost) zu lernen. Das Hauptziel sollte der 7000 Meter hohe Pik Lenin sein. Russisch ist nicht wirklich einfach und das Alleinreisen in Kirgisistan und Tadschikistan ist doch eher sub-optimal. Wenn man dann auch noch mit der Logistik einer 7000er-Expedition zu kämpfen hat, wird das etwas des Guten zuviel. Das war mir einfach eine Nummer zu groß.

Ich änderte meine Pläne und beschloss, das ganze Abenteuer nach Südamerika zu verlegen. Der dortige Kontinent ist mir als Fließend-Spanisch-Sprecher ohnehin sehr sympathisch ist. Leider gibt es in Suedamerika keinen 7000er. Da habe ich mir halt den höchstmöglichen Gipfel herausgepickt - den ACONCAGUA in Argentinien. Dieser leichten Anhöhe fehlen mit 6962 Meter ja nicht wirklich viel zu einem 7000er. Es ist zugleich der höchste Berg der Welt außerhalb Asiens.


Mein Reiseziel: Der Aconcagua

 

Durch ein Bergsteigerforum im Internet stieß ich auf eine internationale Expedition, die noch begeisterte Mitbesteiger suchte. Wir wurden zu einem siebenköpfigen Bergsteiger-Team, das gemeinsam den Anconcagua in Angriff nehmen will. Zwei Deutsche, zwei Spanier, zwei Schweizer und ein Mädel aus Tirol. Im Sommer und im Herbst 2007 trafen wir uns zu mehreren gemeinsamen Trainingstouren in den Alpen.

Individuell hat jeder bereits viel eher das Training aufgenommen. So richtig ernsthaft begann ich im Fruehjahr 2007 mit intensivem Biken und Joggen für eine gute Grundkondition. Ab Sommer konzentrierte sich mein Training auf Bergwandern, Bergläufe und vor allem Gehen mit schweren Lasten. Ich schleppte gut und gerne zwei bis drei Mal die Woche einen 18 Kilo schweren Rucksack den Rohrhardsberger Skilift hoch und runter oder wanderte von Prechttal über den Gschasi in d`Schone.

In der letzten Phase der Vorbereitung stand anaerobes Training (Pulsbereich 170) im Vordergrund, um in den Lungen eine Sauerstoffarmut zu simulieren und somit den Körper für die Strapazen in der dünnen Luft zu trainieren. Dadurch wird die zur Höhenanpassung nötige Hyperventilation gefördert.
Ach ja, fast haette ich noch etwas es vergessen. Damit das ganze Training noch effektiver ist, habe ich auch noch mein altes Laster, das Rauchen Anfang 2007 aufgehört. Zum Glück!

Die letzten zwei Wochen vor Abflug habe ich nicht mehr trainiert, um den Körper zu schonen. Auch auf Fasnet habe ich fast völlig verzichtet. In den letzten Tagen war dann Futtern angesagt. Ich habe versucht, so viel wie möglich zu essen, um eine kleines Fettpolster anzulegen. Immerhin verbrennt der Körper in großen Höhen bis zu 8000 Kalorien pro Tag. Ein Traum für alle angehenden Top-Models.

 


21. Februar 2008 - Es geht los !

 

Nach einem echt ätzenden Abschiedstag in Schonach bin ich am Donnerstag, 21. Februar um 13 Uhr auf dem Triberger Bahnhof gestartet. Trotz der Vorfreude und des großen Zieles tat es richtig weh, meine Kumpels und vor allem meine Freundin Nadine für drei Monate zu verlassen.


Mit dem Zug ging's nach Frankfurt. Von dort aus mit dem Flieger über Madrid, Santiago de Chile zu meinem Zielgebiet Mendoza in Argentinien. Leider ging von Anfang an vieles schief. Bei vier von unserem Team kam ein Teil der Ausrüstung erst zwei Tage später an. Die ganze Expedition stand praktisch schon in der ersten Stunde auf der Kippe. Aber wir konnten doch noch planmäßig starten.

Die ganze Ausrüstung wurde mit Mulis ins Basecamp "Plaza de Mulas" gebracht. Von "Los Penitentes", einem argentinischen Skigebiet aus, ging es zu Fuß über 40 Kilometer und fast 2000 Höhenmeter ins 4300 Meter hoch gelegene Basecamp. Eine Hammer-Strecke. Wir bekamen dort erst mal so ziemlich alle einen ordentlichen Durchfall, weil das Trinkwasser so mineralhaltig ist, dass es der Körper nicht mehr aufnehmen kann. Nach 2-3 Tagen ging es allen wieder besser.


Das Basiscamp "Plaza des Mulas" in 4300 Meter Höhe

Das Voglsche Bergsteiger-Team

 

Vom Basiscamp aus, haben wir verschiedene Aklimatisierungstouren unternommen, um den Körper an die Höhe zu gewöhnen. Unter anderem zum "Placa Francia", von wo aus man einen spektakulären Blick auf die Aconcagua-Südwand hat. Diese ist allerdings eher Freizeitsportlern vorbehalten, die Reinhold Messner heißen. Drei verrückte Extrembergsteiger aus Südkorea haben in diesen Tagen eine Besteigung versucht. Sie sind durch das schlechte Wetter sechs Tage und Nächte in der Wand festgesessen und mussten aufgeben.

Meine Wenigkeit vor der Anconcagua-Südwand

 

Wir haben dann doch den eher einfacheren "Normalweg" gewählt. Normal ist der "Normalweg" auch relativ einfach. Aber wir hatten leider extremes Pech mit dem Wetter. Der Wintereinbruch kam plötzlich und eigentlich einen Monat zu früh. Auf der Route lag nun zwischen einem halben und einem Meter Neuschnee. Jeder, der sich schon einmal beim Bergsteigen durch hüfthohen Schnee kämpfen musste, weiß, was das heißt. Man kommt einfach nicht voran. So saßen wir erst mal im Basecamp fest. Zu allem Überfluss wurde einer der Schweizer auch noch krank. Er ist schon am zweiten Tag im Basecamp mit seinem Bruder David wieder abgereist.


Das Gipfelteam entwickelte sich wie die zehn kleinen Negerlein. Nach der Abreise der Schweizer warens nur noch Fünf ! Nach einer Weile stellte sich heraus, dass zwei von uns den Gipfel gar nicht erst versuchen wollen (Kondition,Höhenprobleme). Da waren's nur noch Drei ! Jaime, der Spanier, Astrid aus Tirol und Vogl aus dem Schwarzwald.

Das Gipfelteam startet den ersten Versuch

Wir starteten einen ersten Gipelversuch und trugen Zelt, Proviant und Ausrüstung ins erste Hochlager auf knapp 5000 Meter Höhe. Noch am selben Abend überraschte uns wieder ein Schneesturm. Wir mussten abbrechen.
Nach zwei Tagen folgte der nächste Versuch. Wir mussten aber auf 5300m wegen Sturm und Schnee wiederum abbrechen. Wieder 2 Tage Schneefall!


Schnee, immer wieder und überall dieser verdammte Schnee.

Dann ein erneuter Versuch, den wir aber schon nach zwei Stunden abgebrochen haben, weil wir alle nicht genug Kraft hatten. Dann wieder 2 Tage schlechtes Wetter! Wieder ausharren im Basecamp! Ein erneuter Versuch. Diesmal gaben Astrid und Jaime auf 5300 Meter auf. Beide hatten aufgrund der Kälte Probleme mit den Füßen.


Das war es nur noch Einer! Ich war in einer super Verfassung und wollte eine Solo-Besteigung riskieren. Ich stieg noch weiter auf und kehrte dann zum Zelt zurück. Als ich abends im Zelt lag und mir was zum Essen und trinken machen wollte, haben alle 4 (!) Feuerzeuge versagt! Da war ich nun, kurz vor dem Ziel und das Wetter einigermaßen gut. Doch ich musste abbrechen, weil die Feuerzeuge nicht funktioniert haben...
Nun hieß es also alles abbauen und nach unten tragen. 30 Kilo Ausrüstung durch hüfthohen Schnee schleppen. Es war schon Abends nach acht Uhr und ich konnte nicht riskieren, in dieser Höhe eine Nacht ohne Wasser auszuhalten. Der Körper benötigt in diesen Höhen ca. 5-7 Liter am Tag.
Das war's, denn noch einmal von ganz unten alleine wollte ich nicht riskieren. Zudem lagen am nächsten Tage wieder 50 Zentimeter Neuschnee und die Temperatur auf 5800 Meter betrug gemächliche 45 Grad minus.

Aus der Traum !!!
Ich musste aufgeben. Es war
wohl auch besser so. Ich bin gesund und mir geht es gut. Aber ich war maßlos enttäuscht.Ich war kurz davor und alles ist gescheitert, wegen ein bisschen Schnee und Pfennigartikeln !

 

Wieder im Basecamp angekommen, brauchte ich erstmal ne Runde Schlaf und jede Menge zu trinken. Wir haben uns dann alle entschlossen, den Nationalpark Aconcagua zu verlassen. Die Erlaubnis für die Besteigung gilt ohnehin nur 20 Tage. Wer es in dieser Zeit nicht schafft, muss gehen oder ordentlich bezahlen. Außerdem waren wir mittlerweile 15 Tage ungeduscht. Hygiene, Wärme und Komfort waren Fremdwörter. Das ständige Auf und Ab am Berg, das schlechter Wetter, immer mindestens 15 Grad minus und schlechter Schlaf im Zelt. Das will man irgendwann nur noch nach Hause. Somit mussten wir also noch mal den 40 Kilometer langen Fußmarsch zurücklegen, bevor wir wieder Wasser auf der Haut spürten.

Während unserer Tage im Basiscamp hielt sich dort auch eine französische Expedition auf. Allerdings eine etwas andere als unsere.
Das Team bestand aus vier Bergsteigern, zwei Bergführern und mehreren Trägern, was das erreichen des Gipfels natürlich um einiges einfacher macht. 2 der 4 Bergsteiger haben den Gipfel erreicht. Einer der beiden heiß Francois Bon. Einer der extremsten Menschen, die ich je kennengelernt habe. Nach dem Aufstieg auf den Aconcagua, hat er einen besonderen Rückweg gewählt: Die spektakuläre Südwand. 3000 Höhenmeter fast senkrecht. Damit es etwas schneller geht, hat er die Ski und einen kleinen Gleitschirm benutzt. Nach vier Minuten Höllenritt kam er unversehrt unten an und ist somit der erste Mensch, der die Aconcagua-Südwand abgefahren ist. (Herzlichen Glueckwunsch an dieser Stelle und viel Spaß und Erfolg am Cho Oyu). Mehr Infos über den Typen gibt es unter www.acro-base.com

 


Das riesige Vulkangebiet: Payunia (fotografiert von J. Schuler)

Ich bin mittlerweile gesund und munter in der Region um den riesigen Nationalpark Payunia unterwegs. Der Park ist 45000 Hektar groß und auf dieser Fläche ragen über 800 Vulkankegel in den Himmel. Somit hat dieser Fleck Erde die größte Vulkandichte der Welt. Mal sehen, welche Abenteuer und verrückte Menschen mich hier erwarten. In der Zwischenzeit versuche ich, meine verlorenen Kalorien durch den täglichen Genuss von etwa. 500 Gramm bestem argentinischem Rindfleisch (siehe Bild) wieder auszubügeln.

 

2. Kapitel (ab 23. März)

Momentan befinde ich mich immer noch in dem kleinen, schönen Städchen "Malargue". Ich war die letzten paar Tage mit einem echt süßen Schweden unterwegs (siehe Bild).
Man könnte glatt das Ufer wechseln, wären wir hier nicht
in Argentinien!
 
     
  Auf dem Programm standen "Payunia" mit seinen 800 Vulkanen und eine echt rießige Tropfsteinhöhle. Die "Caverna de Brujas", was soviel bedeutet wie die "Hexenhöhle". Über diesen Ort werden hier die schaurigsten und abartigsten Legenden erzählt. Klar, dass wir da hinein mussten.
Die ganze Höhle ist fast zwei Kilometer lang, Absolut dunkel und an manchen Stellen so Eng dass man "durchrobben" muss.
Außendem kann man hier in der Gegend wunderbar klettern. Kalksteinformationen in jeder erdenklichen Form lassen keinen Wunsch nach Griffen mehr aus. Für Insider: Von 4 bis-9+ ist alles vorhanden

 

Nun bin ich wieder alleine unterwegs...und der ganz große Vorteil am "Alleinreisen" ist ganz klar der Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.
Man bleibt nicht lange alleine und die Leute sind alle sehr nett. Nur wenn es um den Fussball geht, sind die Argentinier wirklich ziemlich ernst. Immer wenn ich die Viertelfinale-Niederlage gegen Deutschland bei der WM 2006 erwähne, wird die Diskussion lauter.

-> -> ->

 

Aber nichts desto trotz. Am Abend wird wieder zusammen gegrillt und die Welt ist wieder in Ordnung
Und am nächsten Tag geht die Reise weiter.

 

3. Kapitel

"Feliz Pascuas" (Frohe Ostern) oder einfach nur "Semana Santa"( was wörtlich uebersetzt "heilige Woche" heißt).

In Argentinien war Ostern ein echtes Highlight. Da eigentlich alle hier zumindest halbwegs katholischen Glaubens sind, wird natürlich am Karfreitag traditionell kein Fleisch gegessen. Was den Argentinier an sich schon ziemlich aus der Ruhe bringt.
Was aber noch viel schlimmer ist, wenn es gar kein Fleisch mehr zu kaufen gibt. Durch das verlängerte Osterwochenende wurde ordentlich eingekauft. Am Samstag kam tatsächlich im Fernsehen an den Nachrichten, dass das Fleisch in Argentinien knapp wird, weil alle so viel kaufen, um Ostern zu überstehen und den fleischlosen Karfreitag auszubügeln

Ostern ist eh der Hammer hier. Das ganze Land ist in Aufruhr und es ist Partytime! Auch ich habe mich davon anstecken lassen. Am Karfreitagabend habe ich in Malargue ein paar nette Leute aus Buenos Aires kennengelernt. Beim Grillen natürlich! Die haben mich dann auch gleich zu sich eingeladen. Das heißt, ich muss wohl mal Richtung Hauptstadt reisen... Also nichts wie los

In Cordoba machte ich Zwischenstation. Cordoba ist die zweitgrößte Stadt in Argentinien und auch die Stadt in der Österreich gegen Deutschland 1978 bei der Fußball-WM mit 3:2 gewonnen hat ("I werd naarrisch"). Die Stadt hat rund 1,3 Millionen Einwohnern, zirka 150 000 davon sind Studenten. davon sind Studenten!!! Hier habe ich mir in Kuerze die Sehenswuerdigkeiten angesehen und wollte eigentlich zwei bis drei Tage bleiben. Aber manchmal kommt es eben anderst. Denn dann bekam ich wieder eine Nachricht von "humberto".
"humberto" kommt aus Brasilien. Ich habe ihn nach dem Aconcagua in einem Bergsportladen kennengelernt. Wir machen uns nun zusammen auf den Weg in ein erneutes Abenteuer in eisigen Höhen.
Also Planänderung!

Wieder zurück nach Mendoza, aber erst nach einer langen schlaflosen Nacht in der "Partyhauptstadt".

 

 

4. Kapitel (Besteigung des "Mercedario")

"humberto" und ich machten uns auf den langen beschwerlichen Weg, den Mercedario zu besteigen. Dieser 6770 Meter hohe Berg liegt 150 km nördlich des Aconcagua, ist technisch anspruchsvoller und zudem schwieriger zu erreichen. Wie schwierig, merkten wir gleich am ersten Tag. Außerden gibt es am Mercedario keinerlei Logistik wie z.B. am Aconcagua. Keine Helikopter-Rettung, keine medizinische Notversorgung, keine Basecamp-Einrichtungen. Wir wagten uns sozusagen in ein richtiges Abenteuer.

 

Tag 1
Nach der Fahrt von Mendoza nach Barreal mit dem Bus (ca. 4 Stunden) ging's weiter durch das fast weg-lose Hinterland des "Valle Callingasta" Richtung Mercedario. Für diese Strecke benötigten wir ebenfalls fast 4 Stunden. Wir fuhren bis auf eine Höhe von zirka 2300 Metern.
Am gleichen Tag wollten wir noch unser Lager erreichen. Also hieß es kräftig marschieren. Das erste Lager liegt auf einer Höhe von 3500 Metern. Dieser Weg war echt der Hammer! Jeder von uns beiden trug den Berg hinauf ca. 25 Kilo Gepäck (komplette Bergausrüstung, Essen für zwölf Tage und Zelt!). Da hat sich doch das Training am Rohrhardsberger Skilifthang echt gelohnt.
Abends waren wir total erledigt, sodass wir am Lagerfeuer unter freiem Himmel einschliefen. Die Gipfel-Rotweinflasche erledigten wir ebenfalls gleich am ersten Abend - immerhin 2 Kilo weniger!
  Ein endloser Anmarsch

 

Tag 2
Der zweite Tag war eigentlich noch anstrengender als der erste. Zirka 25 km und 1000 Höhenmeter galt es zu bewältigen, mit dabei natürlich den schweren Rucksack. Wir benötigten den ganzen Tag, da wir immer wieder kleine Pausen machen mussten. Auch um die vielen Guanacos (Bild), die einem über den Weg laufen, zu beobachten.
Am Abend im "Basislager" auf 4500 m machten wir es uns erstmal so gut es ging gemütlich und bereiteten leckere mexikanische Tacos zu. Die Nacht verbrachten wir im Zelt, denn hier betragen die nächtlichen Temperaturen bereits lässige 15 Grad minus.
   

 

Tag 3
Ruhetag! Es galt, sich in erster Linie mal zu erholen, den Körper an die Höhe zu akklimatisieren und einfach nur den Tag genießen. So verbrachten wir den Tag über eigentlich mit der Hauptbeschäftigung in großen Höhen: Wasser-Zubereitung. Zu zweit benötigt man mindestens 10 bis 15 Liter Wasser pro Tag. Wir waren den ganzen Tag damit beschäftigt, irgendwelche Eiskloetze klein zu hacken und Schnee zu schmelzen.

Tag 4
Da wir beide uns die vergangengen Wochen bereits über längere Zeit in großen Höhen aufgehalten hatten, konnten wir die Zeit der Akklimatisierung sehr kurz halten und dank des perfekten Wetters schon am vierten Tag weiter aufsteigen. Normalerweise (nicht akklimatisiert) sollte man sich 3 bis 5 Tage mehr Zeit lassen.
Also verließen wir unser Basislager in Richtung Hochlager 1 auf 5300 Meter. In dieser Höhe war ein Aufenthalt außerhalb des Zeltes nur noch einigermaßen erträglich, wenn man alle Kleider anzog und die Sonne scheint. Zusätzlich bauten wir um das Zelt herum einen kleinen Windwall aus Steinen. Der Wind war brutal und vor allem furchtbar kalt. Die Nacht über konnten wir kaum schlafen. Wir mussten immer wieder damit rechnen, dass uns das Zelt um die Ohren fliegt!
   



Tag 5
Total erschöpft von der Nacht und dem schnellen Aufstieg machten wir einen weiteren Ruhetag. Über den Bergen waren ohnehin mehrere sogenannten "Föhnlinsen" zu sehen. Dies sind normalerweise Vorboten für Sturm oder zumindest für Schlechtwetter.
Also abwarten und Tee trinken...wenn man endlich mal genug Wasser dafür geschmolzen hat. Aus einem 20 Liter-Sack leichtem Schnee, kriegt man gerademal 1 bis 2 Liter Wasser geschmolzen! Was ist doch ein Wasserhahn für eine tolle Erfindung!

Tag 6
Entgegen aller Anzeichen und Befürchtungen war am nächsten Tag der Wind abgeflaut. Die Sonne schien erbarmungslos und es war perfektes Bergwetter. Also raus aus den Daunen und zusammenpacken. Da wir jeden Tag ein bisschen was gegessen hatte und ich sämtliche Kleider an hatte, wurde der Rucksack etwas leichter, wog aber immer noch gut 12 bis 15 kg.

Unsere heutige Etappe führte uns ins auf 5800 m gelegene Hochlager 2. Es galt ein Gletscherfeld zu überwinden, was nicht ganz ungefährlich war und enorm viel Zeit in Anspruch nahm. In dieser Höhe wurde alles immer schwerfälliger. Wieder waren wir fast zehn Stunden damit beschäftigt, den Berg hoch zu steigen. Die tägliche Dauerbelastung zeigte schon nach kurzer Zeit deutlich ihre Wirkung. Durchfall und Krämpfe schwächten mich zusätzlich. Aber so wollten ich es a! Zumindest wusste ich, dass es so kommt...
Abends legten wir uns trotzdem zufrieden ins Zelt und planten den morgigen Gipfeltag!
Ein Vogl im Gletscherfeld  

 

Tag 7 - Summit Day
Um 4 Uhr nachts klingelte der Wecker. Was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn wir lagen eh beide wach im Zelt. In einer Höhe von 5800 m schläft man nicht wirklich gut. Du liegst in deinem Schlafsack in einem Zelt mit einer Innentemperatur von 18 bis 20 Grad minus! Das Herz rast und der Puls pocht in deinem Kopf wie ein Bass in einer Techno-Disco, da das verdickte Blut durch die Höhe nicht mehr richtig durch den Körper gepumpt wird. Immer wieder schnappst du nach Luft wie nach einem Sprint! Das ist Höhenbergsteigen und es ist einfach GEIL!
Wir fingen an, im Zelt Schnee zu schmelzen, damit wir ein wenig von der Wärme des Benzinkochers abbekamen. Alles war gefroren und voller Schnee. Nach und nach zogen wir Kleider und Schuhe an. Es dauerte ewig und und war verdammt anstrengend.
Um 6.45 Uhr haben wir es endlich geschafft und sind marschbereit. Es geht los in die eisige Kälte. Temperaturen um die 35 Grad minus. Die Füße und Hände schmerzen. Und dies trotz guter Ausrüstung. Was waren die Pioniere des Bergsteigens doch für harte Jungs!!!
Nach zwei Stunden hatten wir bereits 350 Höhenmeter hinter uns gebracht. Die Sonne scheint. Jetzt ist es durchaus erträglich, da auch nur schwacher Wind weht. Man kommt direkt ins Schwitzen!
Ein wunderschöner Tag liegt vor uns und eröffnet den Rundum-Blick über die Anden-Kette. Allerdings wird das Weitergehen immer mühseliger. Kopfweh und Atemnot sind jetzt echt krass! Alle zwei Minuten bleibe ich stehen, um Luft zu holen und um mich auszuruhen. Und das obwohl ich genau weiß, dass es kein Ausruhen mehr gibt. Über 6000 Meter "verzehrt" sich der Körper quasi selbst. Also schnell, schnell weitergehen, damit nicht noch mehr meines Verstandes Schaden nimmt:-)

Um 13.30 Uhr erreichten wir den Gipfelaufbau und waren dann nochmal unglaubliche zwei Stunden damit beschäftigt, die letzten 100 Höhenmeter zu bewältigen. Zudem mussten wir ein wenig klettern, was in dieser Höhe fast unmöglich war. Ich dachte mehrfach ans Aufgeben! Und das so kurz davor! Aber man will einfach nicht mehr...
Um 15.30 Uhr am 2. April 2008 war es dann endlich soweit. Humberto und ich erreichten den Gipfel des Mercedario in 6770 Meter Höhe!

WAHNSINN !!!

Mir fehlen die Worte

 

Der Gipfelweg in 6500 Meter Höhe  


Unglaublich! Ich hab's geschafft. Ich sitze auf dem Gipfel des Mercedario in 6770 Meter Höhe.
(Im Hintergrund ist links der Aconcagua zu sehen).

 

Nach einer irrealen halben Stunde auf dem vierthöchtsten Berg Amerikas mussten wir uns wieder an den Abstieg machen. Da es schon relativ spät war, mussten wir noch einmal eine Nacht in Lager 2 auf 5800 m verbringen. Allerdings konnten wir in dieser Nacht sogar recht gut schlafen, denn die Anstrengungen des Tages waren groß. Noch größer waren aber Erleichterung und Glücksgefühle nach dem Gipfelerfolg.

Tag 8
Noch einmal alles zusamenpacken und dann runter vom Berg! Obwohl es eine unglaublich intensive Erfahrung ist, auf einen hohen Berg zu steigen, war ich froh, als ich wieder in eine gemäßigte Höhe kam, um endlich wieder normal atmen zu können. Mein Körper war völlig ausgelaugt. Alles tat weh. Nach zwölf Stunden schier endlosem Absteigen erreichten Humberto und ich unseren Ausgangspunkt in 2300 m Höhe

Tag 9
Es ging z
urück nach Mendoza, wo ein riesengroßes Steak, feines italienisches Eis und ne Menge Bier auf die beiden Gipfelstürmer warten...

 

 

5. Kapitel (schau dir mal die wanz an, wie die wanz tanz' kann)

 

Ich finde es ist an der Zeit, auch mal etwas von der "dunklen Seite der Macht" zu berichten,
nach so vielen tollen Dingen, die ich schon erlebt habe.
Nicht dass ihr alle noch denkt, ich mach hier Urlaub und alles ist Friede, Freude,Eierkuchen...

Bereits bei der Besteigerung des Mercedario passierte mir ein Missgeschick,
da beim Schnee schmelzen immer wieder mal Steine im Wasser zum Vorschein kommen.
Mitten beim leckeren Nudeln mit Soße beisen, ist mir ein Stein dazwischen gekommen
und dann ein Stück Zahn herausgebroch. Auah!
Jetzt muss ich wohl oder übel hier zum Zahnarzt. Da graut mir schon davor, als ob das in Deutschland nicht schon schlimm genug wäre...

Als wir vom Berg zurück kamen, wollte ich eigentlich bei humberto, der eine kleine Wohnung in Mendoza hat, schlafen.
Allerdings wurde in der Zwischenzeit sein Bett geklaut! Also bin ich in ein Hostel.

Am nächsten Morgen bin ich aufgewacht mit einem furchtbaren Juckreiz am ganzen Körper!
Ohhh! Da war was nicht in Ordnung. Wirklich nicht.
Das ganze Hostel war verseucht mit einer Art Bettwanzen.
Am Nachmittag kam der Kammerjäger und hat alles desinfiziert.
Das Zimmer, meine kompletten Sachen und mich!
Mit soviel Gift, dass ich einen Tag lang voll drauf war!
Jetzt trage ich seit fast einer Woche einen extremen Hautausschlag mit mir herum.
Aber ich glaube, es wird langsam besser.
Zwischenzeitlich wurde ich auch mal um etwas Bargeld erleichtert,
zum Glück aber nur um 50 Euro.

Außerdem bin ich diese Woche mal komplett ohne Geld da gestanden.
Keine meiner Karten hat mehr Geld ausgespuckt am Automat...blöd.
Jetzt arbeite ich halt als "Zimmermädchen" in einem Stundenhotel...

Ein Behördengang wie Post oder Bank kann zum Alptraum werden.
Als ich ein Paket auf die Heimreise geschickt habe, musste ich tatsächlich
zuerst 3 Stunden am Schalter anstehen, um dann am anderen Schalter
noch mal 1,5 Stunden bei der Bezahlung zu warten.
Zwischenzeitlich hielten alle Mitarbeiter einfach gemütlich ihre Siesta ab.
Das ist für die das Wichtigste des Tages.
Zwischen 13 und 17 Uhr geht hier gar nichts.

Die Mentalität in Südamerika mag ja ganz lässig sein. Aber für einen deutschen, der den industriellen Zeitdruck gewöhnt ist
und (leider) auch danach lebt, nicht ganz einfach zu verstehen.

6. Kapitel

Die vergangene Woche (5. bis 11. April) war wieder einiges los
hier in Argentinien und ich war mit dabei.

Nach den großen Bergen stehen jetzt die kleinen an und
ich konzentriere mich ab jetzt voll und ganz meiner Leidenschaft, dem Felsklettern.
Wir (mittlerweile ein paar Freunde aus Mendoza und ich) waren diese Woche in der Nähe von Tucuman.
Hier befindet sich eines der besten Felsklettergebiete in ganz Argentinen,
mit Routen in allen Schwierigkeitsgraden und Längen bis zu 500 Meter.
Überwiegend Granit, also sozusagen Heimvorteil für einen Schwarzwälder.

Tja, tagsüber klettern und am Abend grillen und Bier -
so lässt sich schon mal gut und gerne ne Woche aushalten.
Ich habs aber nicht geschafft und bin für 3 Tage nach San Juan gefahren.
Hier befindet sich der spektakuläre Nationalpark "Ischigualasto" mit seinen bizarren Fels-und Sandstein Formationen.
Diese wurden über die Jahrmillionenen von der Witterung geformt.


Der Nationalpark "Ischigualasto"

Dieses Tal wird auch "Valle de la Luna" - treffenderweise, denn man glaubt hier wirklich man ist auf dem Mond.
Außerdem wurden hier sensationelle Dinosaurierfunde gemacht. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit.
Allerdings waren die Viecher alle schon tot. Ich glaub seit über 250 Millionen Jahren, somit war der Rosenkranz auch schon vorbei.
Die gefundene Saurier-Art, der Herrerasaurus, ist eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Saurier-Art, die je gefunden wurde.
Diese Sorte gabs nur hier in der Region.

Recht staubig ist es in Ischigualasto. Es regnet es nur ca. 100 mm pro Jahr.
Ich bekam ne trockene Kehle und bin wieder zurück nach Mendoza, wo
lecker Wein und Bier auf mich gewartet haben.... und hier gefällt es mir !

 

 

7. Kapitel

Am Freitag, 11. April, bin ich wieder nach Mendoza zurück, um mich dort gründlich von meinen Freunden zu verabschieden.
So gab es zur Abwechslung am Freitag Abend mal eine Grillparty und
am Samstag dann was ganz was ganz Verrücktes. Da ich ja aufgrund meiner Fitness auf Fasnet
verzichtet habe (fast;-)), konnt ich das jetzt nachholen.
Am Abend war Kostümparty angesagt. Man gings da ab. In einer Wohnung! Zirka. 100 Gäste!
Im Garten hat ne Punkrockband gespielt. Alle waren verkleidet und total dicht! Fasnet eben.
Gegen später gabs ne Feuershow. Das ganze Haus hat gebebt, überall Leute und
es ging nicht lange, bis auf dem Boden der Süff Zwei-Fingerbreit hoch stand!

Man glaubt es kaum, aber es gab keinerlei Beschwerden...tja.
In Südamerika ist feiern eben noch erlaubt. Da ruft keiner um kurz nach 10 Uhr die Polizei.
Das war ein durchaus würdiger Abschied von ein paar Freunden und
von einem faszinierenden Land, in dem ich wohl nicht das letzte Mal war.


Am Sonntag habe ich Mendoza verlassen mit dem Bus in Richtung Chile.
Das war allerdings wieder alles andere als einfach.
Als wir zu Grenze kamen, war Stau - Wochenendverkehr!
Also hieß es erst einmal vier 4 Stunden warten!

Als wir endlich mit der Kontrolle dran waren, nahmen es die Herren aus Chile etwas genauer.
Sämtliches Gepäck wurde kontolliert. Man musste alles aus- und alles wieder einpacken.
Es sei denn, man hatte etwas dabei, dass man eigentlich nicht sollte.
Was ich da alles gesehen hab.
Kofferweise irgendwelche elektronischen Geräte, Kosmetikartikel usw.
Aber den größen Ärger gab es wegen einer Limone!
Eine Frau hat eine Limone in der Handtasche gehabt und diese nicht deklariert.
Da war total die Hölle los, Es ist strengstens verboten, irgend welches Obst nach Chile einzuführen.
Der Grund ist eigentlich einleuchtend: Es geht um eine spezielle Mücke, die auf frischem Obst sitzt
und das gefährliche Dengue-Fieber überträgt.
Unglaublich, was die Herren da alles abgezogen haben.
Um aller Gesundheits Willen. Aber es ging um eine Limone...

 

Das ganze Theater dauerte auch noch mal über zwei Stunden.
Als wir dann endlich die Grenze passiert hatten und zirka 100 km vor Santiago de Chile waren,
blieb der Bus plötzlich stehen. Ein Keilriemen war gerissen. Aber von wegen reparieren.
Der Bus hatte weder einen Ersatzriemen dabei, noch das nötige Werkzeug.
Es gab auch keine Taschenlampem außer meiner. Aber die hat dann ja auch nichts mehr gebracht.
Mittlerweile war es nach Mitternacht und keine Aussicht auf ein Weiterkommen.

Also bin ich kurzerhand nach Santiago getrampt. Was prima funktioniert hat.
In Santiago hab ich dann zwei erholsame Tage bei der Familie von Marion Burger (ehemals Schonach) verbracht.
Ein besonderer Moment, denn hier waren Scherbert und ich vor fünf Jahren schon einmal.
Wer hätte gedacht, dass ich je noch mal in dieses Hause komme?

 

Am Mittwoch, 16. April, bin ich dann mit dem Flugzeug weiter nach Lima.
Eine der größten,dreckigsten,gefährlichsten und gleichzeitig auch
faszinierendsten Städte Suedamerikas!
Ein Moloch. Und liegt zudem in Peru. Von wegen Prima Klima in Lima

Der Unterschied zu dem doch eher europäisch beeinflussten Argentinien und
dem "amerikanischen" Chile ist gewaltig.
Hier sieht man wieder mehr vom Ursprünglichen, u. a. Essenstände an der Straße,
die leckere Meerschweinchen braten. Ein Nationalgericht in Peru.
Frauen und Männer in landestypischer Tracht. Korrupte Polizei.
Illegale Straßengeschäfte. Chaotischer Verkehr, Sonne satt, 28 Grad und
jede Menge abenteuerlustige Weltenbummler,
die allesamt (mich nicht ausgeschlossen) ein bisschen verrückt sind. Herrlich!

Bienvenidos a Peru.

 

 

8. Kapitel (Felsklettern in Huaraz - 3090 m)

Nach zwei aufregenden Tagen in Lima bin ich mit dem Bus nach Huaraz (450 km nördlich) gefahren. Dabei fuhren wir etwas chaotisch über einen 4300 m hohen Pass.
Zum Glück war's dunkel und ich hab geschlafen.

Die Busfahrerei ist hier mit Abstand das Gefährlichste an der ganzen Reise. Die Straßen sind allesamt schlecht, riesige Schlaglöcher und die Busfahrer machen untereinander wohl irgendwelche Rennen. Zudem sind die Straßen, gerade hier in den Bergen, kaum befestigt und es geht durchaus mal 500 Meter einen Abgrund runter.

Man braucht wirklich gute Nerven!

 

 

Aber ich bin gut angekommen und füle mich hier sehr wohl. Ist auch kein Wunder, denn Huaraz wird auch gerne die Schweiz Perus oder einfach nur "Chamonix Peru" genannt - inmitten der schönsten Berge der Welt (der Alpamayo wurde 1966 zum schönsten Berg der Welt gewählt).

Tja, und was mache ich hier wohl? Richtig! Klettern.
Und zwar jeden Tag.

Die ersten paar Tage habe ich einen Kurs gemacht. Um meine Klettertechnik zu verbessern und diverse Rettungstechniken zu lernen. Damit man im Ernstfall auch mal helfen kann...aber das hoffen ja wir nicht!

Einen Nebenjob (auf 400 Euro-Basis) hab ich mittlerweile auch.

Abends arbeite ich seit neuestem in einem Restaurant als Unternehmensberater....

 

Ausblick von "meinem" Fenster in Huarez auf den Huascaran

Täglich Felsklettern am Huascaran    

 

9. Kapitel (Besteigung des Mount Pisco - 5752 m)

 

Ich wollte ja eigentlich keine höheren Berge mehr besteigen...aber wenn man schon mal da ist.
Und außerdem sind die Berge hier echt der Hammer. Also habe ich mich entschlossen, noch mal an die Grenzen zu gehen.
Zusammen mit einem Kanadier und zwei Peruanern habe ich den Mount Pisco im Alpinstil in Angriff genommen.

Zunächst fuhren wir in den Nationalpark Huaraz zum Ausgangspunkt auf 3300m. Es folgte der Aufstieg ins Basecamp auf 4600 m - wieder mal mit einem schweren Rucksack (diesmal nur ca. 18kg) auf dem Rücken. Ich musste das Teil sieben Stunden den Berg hoch schleppen.
Im Basecamp angekommen, haben wir das Zelt aufgestellt, lecker Süppchen und Tee gekocht und sind um gegen 20 Uhr im Schlafsack verschwunden.

Um 1 Uhr Nachts ging's dann weiter. Ab hier mit kompletter Alpinausrüstung: Steigeisen,Steileisgeräte,Seil und super motiviert. Das mussten wir auch sein, denjn jetzt lagen über 1100 Höhenmeter vor uns.

Leider ist Gabriel ,der Kanadier, auf ca. 5600m höhenkrank geworden und musste absteigen.


Der Mount Pisco

 

Die letzten 150 Höhenmeter waren sehr schwierig aufgrund des vielen Schnees.
Wir haben über zwei Stunden nach einer geeigneten Route gesucht,
denn überall waren riesige, gefährliche Gletscherspalten (Bild links)
Das machte die ganze Sache aber noch interessanter.

Hin und wieder wurd's mir in der Wand beim Blick nach unten auch mal ein bisschen mulmig (Bild rechts).

 

Um 10.30 Uhr erreichten wir den Gipfel,
allerdings in heftigem Schneegestöber.
Macht aber nichts, denn während dem Aufstieg hatten wir
gutes Wetter und konnten die faszinierenden Ausblicke auf die Cordillera Blanca genießen.

Nach einem kurzen Moment machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Erst abseilen, was ja noch einigermaßen lässig war. Aber dann wurde es noch mal sehr anstrengend, denn mittlerweile hatte die Sonne die Schneemassen aufgeweicht. Ich brach immer wieder hüfttief ein und musste mich mühevoll durch den Schnee kämpfen.

Am Samstag um 16 Uhr waren wir dann wieder bei den Zelten, wo wir noch ein bisschen Felsklettern übten, bevor ich dann total erledigt, aber sehr zufrieden einschlief.

Tja und nach einem Tag Erholung und einem Gipfelbier ging's für den Vogl schon wieder weiter...
...m
it dem Bike zum nächsten Kletterfelsen...

 

Da ist man schon mal ganz oben und dann hat man auch noch schlechtes Wetter. Das ist doch der Gipfel !!!

 

10. Kapitel

Wieder ist eine Woche vorbei und so langsam aber sicher geht meine Reise schon dem Ende entgegen.
Deshalb habe ich die vergangene Woche noch mal richtig gas gegeben. Sowohl tagsüber als auch nachts!
Auf dem Programm stand, neben dem üblichen Klettern oder Mountainbiken, ein Kulturausflug nach Chavin.
Dort stehen die, hier zumindest, berühmten Ruinen von "Chavin de Huantar", einem Prä-Inka-Volk,
das vor ca. 800 Jahren hier sein Unwesen trieb und einiges an interessanter Geschichte hinterlassen hat.
Dieses Volk war es auch, das den psychedelisch wirkenden und als Droge verbotenen Kaktus "San Pedro" entdeckte und seine Wirkung für sprituelle Zwecke nutzte...oder missbrauchte.
Auf jeden Fall ging ohne den wohl gar nichts! Was man an den vielen phantasievollen
und zum Teil abartigen Reliefs und Bildhauereien unschwer erkennen kann.

 

Tja und zwischendurch bin ich hin und wieder mit meinen Kletter-und Bergfreunden ein Bierchen trinken gegangen.
Dann war mal wieder Abschied angesagt. Das tut schon ein bisschen weh, wenn man Abschied nimmt von Menschen, die man unter besonderen Umständen kennengelernt hat und man ziemlich sicher weiß, dass man sich nie mehr im Leben sieht.

Danach folgte eine zehnstündige Fahrt von Huaraz nach Trujillo.
Hier war tagsüber wieder Touristenprogramm angesagt. Ich habe die einst größte Stadt der Welt "Chan Chan" besichtigt.
Auf 20 Quadratkilometer sind die Reste der riesigen Anlage zu besichtigen. Der Großteil wurde durch "El Niño" stark in Mitleidenschaft gezogen. Davor hat es zirka 1000 Jahre nie wirklich geregnet, was den Erhalt der vollständig aus Lehmziegel gebauten Stadt erklärt.
Mittlerweile haben die Peruaner begriffen, wie wichtig diese Ruinen für den Tourismus sind.
Sie sind kräftig damit beschäftigt, alles zu schützen und das Beschädigte zu restaurieren.

Anschließend ging's weiter Richtung Ecuador.

 

11. Kapitel (Die letzten Tage)

Am Mittwoch, 7. Mai, habe ich die Grenze nach Ecuador überquert. Die Grenzkontrollen waren enorm. Daas hat auch seinen Grund denn zwischen Peru und Kolumbien gelegen, dient Ecuador leider überwiegend als Transit-Land für die ganzen harten Drogen wie Kokain.
Auf der Witerfahrt nach Norden merkte ich schon sehr schnell, dass ich Richtung Äquator bewegte. Die trockene und staubbraune Küste Perus geht in üppige Vegetation mit saftigem Grün über. Es ist feuchtheiß und schon stechen die ersten Moskitos. Hoffen wir mal, dass keiner der Mistviecher solch gefährliche Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue oder Malaria mit im Stachel trägt...denn stechen tun sie sowieso und die ganzen Sprays sind fast nutzlos.

Noch am selben Abend erreiche ich Montanita, an der Küste Ecuadors. Hier habe ich meine letzten paar Tage verbracht, in einer Bambushütte direkt am Strand. Der Pazifik ist hier angenehme
24 Grad warm und man kann durchaus den ganzen Tag baden und faul am Srand rumliegen.
Das habe ich mir nach den ganzen Abenteuern und Anstrengungen auch verdient und es ist auch ein bisschen von Nöten. Ein bisschen baden, surfen, relaxen und der ein oder andere leckere Cocktail runden die letzten Tage hier ab.
   

Am Montag den 12. Mai habe ich Montanita verlassen, auf zur letzten Busfahrt - acht Stunden in die Hauptstadt Quito.
Hier passierte nicht mehr wirklich viel. Ein Tag ist einfach zu kurz für solch eine faszinierende Stadt.
Nach einem ausgedehnten Stadtbummel und ein paar letzten Einkäufen habe ich Quito am 13. Mai abends verlassen nach Santiago de Chile.
Hier noch mal einen Tag Aufenthalt und dann war es soweit. Der Rückflug nach Deutschland - zurück in die Heimat - zurück zu Familie und Freunden - zurück zu meiner Freundin - zurück in ein "normales Leben" ?


Fazit meiner Reise:

Ich war insgesamt 85 Tage unterwegs, davon habe ich zirka 40 Tage in Zelten übernachtet, meistens in einer Höhe über 4000 m und mit einer Temperatur von fast immer Minus 10 Grad und kälter. Genausoviele Tage war ich ungeduscht!
In Argentinien haben mich am meisten beeindruckt die Menschen, (die Mädels), die Steaks und das leckere Eis!
In Peru waren es eher die unglaubliche Bergkulisse um Huaraz und die ursprünglichkeit der Kultur und Tradition.
Was das Bergsteigen betrifft, muss ich zugeben, dass ich sowohl psychisch als auch physisch an meine Grenzen gelangt bin und somit das Ziel der Reise "Grenzerfahrungen" zu meiner vollsten Zufriedenheit erreicht habe. Gerade auch dadurch dass ich alleine unterwegs war und teilweise auch Solo-Erfahrung in den Bergen machen konnte.
Im Nachhinein bin ich froh, den Gipfel des Aconcagua nicht erreicht zu haben, dadurch habe ich einen, für einen Bergsteiger sehr wertvollen, Lernprozess durchlaufen und wichtige Erfahrungen gesammelt. Außerdem konnte ich das an den anderen Bergen dann gleich ausleben.
Die Highlights der Reise waren unter anderem der Gipfel des Mercedario in 6770 Metern und der Pisco 5752 Metern Höhe und nicht zu vergessen die unglaublich intensiven Begegnungen mit besonderen Menschen! Die schlimmsten Momente waren der Abschied von zu Hause, die Entäuschung am Aconcagua, die Attacke der Bettwanzen und der Abschied von neuen Freunden in fernen Ländern, die man wie gesagt, vielleicht nie wieder sieht!

Mittlerweile bin ich wieder gesund und gut gelaunt in der Heimat, und das ist immer noch das wichtigste!
Abschließend möchte ich noch mal Danke sagen:
- Danke an meine Eltern, denn wenn die nicht wären, wäre ich auch nicht und könnte dieses hier nicht erleben.
- Danke an Nadine, für ihre Geduld und ihr Verständnis für meine besonderen Vorlieben und Macken.
- Danke an Katto, der Webmaster dieser Homepage...ohne ihn wäre die Seite leer.
- Danke an alle Freunde und Bekannte, die in dieser Zeit an mich gedacht und mich auf meinen Abenteuern begleitet haben.

 

Alles Gute, euer Bird

 

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